Pomologie ist fuer Simic zugleich Poetologie . Zwar heisst
es: "Die Zunge ist feinfuehliger als das Wort", doch Simic
faehrt fort: "Wie die Dichter glaubt sie nicht an eine einzige
Bedeutung . Steck dein Gesicht in die Schuessel, lautet der
Rat meines Vaters". Es ist ein Rat, den auch der Poetologe
beherzigt . Da ist er Koch und Gourmet zugleich . Er spricht
von seiner "Kuechenmetaphysik", sieht sich als "Mystiker
meiner Bratpfanne" und bemerkt, man koenne erstaunlich
wohlschmeckende Gerichte aus den einfachsten Zutaten
herstellen . Seine dichterischen Erkenntnisse lesen sich wie
Kuechengeheimnisse . "Dichtung hat mit Wiederholung zu
tun, die niemals monoton wird" .
(aus: Harald Hartung ueber Charles Simic "Die Wahrnehmung
des Dichters" Hanser Verlag)