Freitag, September 07, 2007

Seit Urzeiten fuehlt sich der Dichter als Mund Gottes . Das galt fuer
Aischylos ebenso wie fuer Homer und Anakreon . Der >furor poeticus<,
von dem Platon sprach, war ein >furor Divinus< . Nicht sein Talent
mache den Dichter zum Dichter, sondern der Wahnsinn der Musen,
so heisst es im Phaidros .
So blieb es durch die Jahrhunderte, ja durch die Jahrtausende . Noch
Herder stellte die grossen dichterischen Werke neben Offenbarungen
Gottes, was uebrigens keineswegs eine Aesthetisierung der Religion,
sondern hoechste Ernsthaftigkeit der Kunst bedeutete . Und Goethe
sprach von dem Gott, der dem Menschen in seinem stummen Leid
die Faehigkeit des Wortes schenkt .
(aus: Die fragwuerdige Inspiration . Dr. H. Ischreyt)